BANGKOK - Thailand
- Roger
- 26. Jan. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Jan. 2024
16. Juli - 22. Juli 2022
Länderinfos:
- Bevölkerung Thailand: 71,7 Millionen
- Hauptstadt Thailand: Bangkok, 14,7 Millionen
- Sprachen: Thailändisch, Englisch
- Religion: 93,5% Buddhistisch, 5,4% Islam, 1.13% Christentum
- Zeitverschiebung: 6 Stunden vor der Schweiz
- Höchster Berg Thailand: Doi Inthanon 2'565m / Bangkok: Wat Saket 318 Stufen
- Währung: Thailändischer Bhat (1 Euro : 36 Bhat)

Siam Square, Bangkok
Die Piratenhochburg. Wir haben uns noch zu Hause ganz bewusst dazu entschieden erstmal einen Bogen um Bangkok zu machen. Es erschien uns weiser, uns und vor allem die Kinder erstmal zu akklimatisieren. Man hört ja so einiges von Großstädten und wir hatten natürlich unsere Vorstellungen und einige Erfahrungen. Aber was uns dann erwartete hat uns trotzdem ganz schön den Teppich unter den Füssen weggezogen. Bangkok ist einfach brutal. Wenn mir bei Thailand und beim Anblick vieler seiner Einwohner oft Piraten in den Sinn kommen, so ist Bangkok definitiv die Piratenkönigin. Und das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Piraten habe ich seit meiner Kindheit romantisiert und ich wollte immer einer sein. Die Menschen hier kommen meiner Vorstellung, wie ein echter Pirat auszusehen hat, einfach sehr nah.
Die Taxi- als auch Tuk Tuk Fahrer sind hier nun einfach durchwegs kriminell. Seid hier also extrem vorsichtig und schaltet eure Alarmglocken an, falls irgendetwas verdächtig scheint, nehmt lieber eine andere Reisevariante.
Wir haben ein Hotel mitten im Zentrum (True Siam Rang Nam) gebucht. Es ist sehr schön, hat einen Pool auf dem Dach und das Frühstück wird frisch zubereitet mit traditionellem thailändischem Essen. Das bedeutet dampfende Suppentöpfe und würzige Reisgerichte. Die Luft ist sehr feucht und warm hier und von schlechter Qualität. Wir wagen uns dennoch nach draußen, schlendern durch einen mit Eingangskontrolle bewachten Park und probieren das Essen an einem der viel gerühmten Street Food Stände. Es schmeckt uns allen hervorragend. Auch wenn es für Jessy als Vegetarierin gar nicht so leicht ist etwas zu finden. Es werden wider unserer Erwartung sehr viel Fleisch oder Meeresfrüchte verzehrt heutzutage. Früher sei dies anders gewesen erfahren wir später von Einheimischen.
Auf dem Weg zurück in unsere Unterkunft bekomme ich noch Lust auf etwas Süßes und kurz vor dem Hotel finden wir ein kleines Café. Die Auswahl ist relativ Bescheiden aber mir springt sofort ein fetter Brownie ins Auge. Genau was ich mir in etwa erträumt hatte. Diese Sinneslust verwandelte sich jedoch ein paar Stunden später in einen handfesten Alptraum.
Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Es waren nämlich neben den ganzen Leckereien auch nicht wenige Hanfblüten im Angebot. Ich habe den jungen Verkäufer sogar noch gefragt, ob der Brownie gefährlich sei. Er meinte, nur wenn ich drei davon esse. Aus irgend einem Grund war ich völlig sorglos.
Auf jeden Fall bin ich etwa vier Stunden danach komplett stoned. Ich schlafe bereits und es trifft mich wie ein Hammer. Scheisse, denke ich, Jetzt nur keine Panik. Ich versuche mich zu beruhigen und hoffe, dass es schnell vorbei geht. Ich habe das Bedürfnis nach frischer Luft, getraue mich aber nicht nach draussen. Und Jessy mag ich nicht wecken. Das würde die Situation nur noch schlimmer machen, vermute ich. So liege ich da und der Inhalt meines Gehirns fährt Achterbahn.
Am nächsten Morgen bin ich verdammt sauer. Erstens auf mich, weil ich so unglaublich naiv war und zweitens auf den Verkäufer. So etwas ist ziemlich gefährlich und kein Spaß. Aber natürlich liegt die Verantwortung bei mir. Naja, auch das eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.
In Bangkok gibt es hunderte von Märkten mit fast allem was man sich erdenken kann und mehr. Wir sind auf dem Weg zum berühmten Blumenmarkt, als ein Taxi neben uns hält. Kaum haben wir unser Ziel genannt, hält uns der junge Fahrer ein Schild vor die Nase mit weiteren tollen Ausflugszielen. Jessys großer Traum für Bangkok war es, den schwimmenden Markt zu besuchen. Prompt ändern wir unsere Pläne und machen uns auf zu den berühmten Floating Markets. Die Fahrt dauert immer länger und nach über einer Stunde, halten wir irgendwo neben einer Hauptstraße. Wir werden sofort zu einem Verkaufstisch geführt und der Taxifahrer zieht sich zurück. Er bietet uns eine Tour für etwa 40 Euro an. Ich denke schon, dass ist aber viel für uns vier, aber er meint dann, das ist pro Person. Man kann dann noch eine zusätzliche Attraktion aussuchen. Ich stehe auf und will gehen. Aber Jessy meint, wir sind jetzt so weit gefahren und die Kinder eh schon am Anschlag. Also bezahlen wir unglaubliche 120 (!) Euro. Die Fahrt im kleinen Boot mit Fahrer beginnt sofort. Durch einen engen Kanal tuckert das Boot und bald erscheinen an der Seite die ersten Verkaufsstände mit irgendwelchem billigen Kitsch. Es reihen sich Händler an Händler und ich bin auf hundertachzig und teile dies unserem Führer auch mit. Er zeigt ein gewisses Verständnis und umfährt nun die Stände und ruft den Händlern etwas zu, das wir natürlich nicht verstehen. Etwas später halten wir an einer Anlegestelle. Hier gibt es die Möglichkeit etwas zu essen und noch mehr Verkaufsstände. Wir verzichten.
Danach führt uns die Reise noch ein bisschen durch ein Kanalsystem, vorbei an traditionellen Häusern auf dem See und an Tempeln, die man besuchen könnte. Auf den längeren Abschnitten gibt der Steuermann Vollgas. Das macht dann wenigstens Spaß.
Auf dem Rückweg wartet unser Taxifahrer brav auf uns und fährt uns dann zurück zum Hotel. Er fragt, was wir morgen machen und bietet uns seine Dienste an. Als ich ihm mitteile, dass ich mehr als bedient bin von seinem Angebot, artet die Sache aus. Er wird ziemlich ausfallend und wütend. Somit trennen sich unsere Wege.
Mit dem Schnellboot durch die Floating Markets
Später treffen wir noch einige Leidensgenossen, die uns ihre Abzocke-Anekdoten aus Bangkok erzählen. Obwohl man sich für so erfahren, informiert und abgeklärt hält, fällt man dennoch immer wieder auf diese Maschen herein. Meine persönliche Erklärung dafür ist, dass wir halt einfach aus einer totalen Wohlstandsgesellschaft stammen. Wir sind uns einerseits nicht so gewohnt, ums Überleben zu kämpfen und andererseits können viele von uns schlecht nein sagen. Oft halt einfach aus anerzogener Zurückhaltung und Höflichkeit.
Aber wer unterwegs nicht sehr schnell lernt, seinen Mund aufzumachen und auch mal seine guten Manieren kurzzeitig zu vergessen, wird gnadenlos und ohne Erbarmen über den Tisch gezogen. Wir haben einige Anläufe gebraucht, aber wenn man nur begrenzt Budget und Nerven hat, lernt man es auf die harte Tour, sein Geld zusammenzuhalten.
Natürlich hat Bangkok unglaublich viel zu bieten und wir verbringen fantastische Tage im Vergnügungspark (Siam Amazing Park), auf vielen Märkten, im Kindermuseum, mit fantastischem Essen und sogar einmal im Kino. Ein Kinobesuch in Thailand ist etwas merkwürdig, im Werbeblock wird für ca. 10 Minuten dem König gehuldigt, wobei sämtliche Saalbesucher sich erheben. Es erinnert mich an Big Brother und ich bleibe am liebsten Sitzen. Wer sich ein bisschen mit dem aktuellen König auseinandersetzt merkt schnell, dass auch da mehr Schein als Sein vorherrscht (Er gilt als einer der reichsten Könige der Welt). Was auffällt ist jedoch, dass auch innerhalb der Bevölkerung ziemlich offen über die Missgunst gegenüber der royalen Obrigkeit gesprochen wird (ganz im Gegensatz zu seinem sehr geliebten, verstorbenen Vater ist der aktuelle Thronfolger nicht sehr beliebt). Immer wieder kommt es zu Demonstrationen. Gerade in Bangkok. Dies ist in Thailand nicht ganz ungefährlich für die Bevölkerung.
Alles in allem ist Bangkok eine faszinierende Stadt. Aber für uns mit zwei kleinen Kindern ist es zu viel und zu grob. Man hat immer ein Bauchgefühl und hier fühlen wir uns nie richtig wohl. Zudem sammeln wir einfach zu viele negative Erfahrungen. Hinzu kommt, dass wir unseren Flieger verpassen, weil wir im Stau stecken bleiben und zuerst zum falschen Flughafen aufbrechen. Trotz Aufholjagd unseres Taxifahrers in James Bond Manier, schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig.
Wir bleiben also noch eine Nacht. Im Hotel, welches wir spontan buchen, treffen wir auf einen freundlichen Mann, welcher von sich aus anbietet, uns ein bisschen die Stadt zu zeigen. Wir sind erst skeptisch und bereits ziemlich bedient aber es stellt sich heraus, dass er ein Architekt und zufällig der Besitzer des Hotels ist. Er ist ein unglaublicher Typ und erinnert mich an Jacky Chan. Er hat viele Stadtteile selbst entworfen in dem Quartier und sich selber in einer Art Triumphbogen als Statue verewigt. Abends singt er zusammen mit seinem Kumpel auf dem Hoteldach Karaoke. Zwei Damen warten stehend nebenan, um den Freunden auf einen Fingerzeig hin Wein nachzuschenken, bei Bedarf.
Jessy bekommt noch in der Nacht hohes Fieber, welches sie mit Medikamenten unterdrückt, um den nächsten Flug nicht auch noch zu verpassen. Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Kambodscha.
Meo's neue Lieblingstiere
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