TOKIO - Japan
- Roger
- 13. Jan. 2024
- 6 Min. Lesezeit
27. Oktober 2022 - 22. November 2022
Länderinfos:
- Bevölkerung Japan: 124 Millionen (die Bevölkerung Japans verringert sich seit neun Jahren in Folge)
- Hauptstadt: Tokio , ca. 14 Millionen (37 Millionen mit Aglo und somit grösste Stadt der Welt)
- Sprachen: Japanisch (Englisch wird kaum gesprochen obwohl Schulfach ab der 5. Klasse)
- Religion: Shinto und Buddhismus
- Zeitverschiebung: 8 Stunden vor der Schweiz
- Höchster Berg: Fuji 3'767 m (Vulkan, aber nicht aktiv)
- Währung: Yen (JPY), 1 Euro : 158 Yen

Tokio
Wir sind in Japan und ein lange ersehnter Wunsch geht für mich in Erfüllung. Das Nippon meiner Vorstellung hat mich seit meiner Jugend magisch angezogen und fasziniert. Es ging soweit, dass ich mir sicher war, in einem früheren Leben dort einmal gelebt zu haben. Und als ich meiner Frau zum ersten Mal begegnet bin, haben wir beide darüber gesprochen, dass wir einmal zusammen nach Japan gehen wollen. 8 Jahre später stehen wir nun da.
Mich hat die Vorstellung der alten japanischen Kultur, die ich ja nur aus Büchern, Geschichten und später dem Fernsehen und Kino kannte, immer tief berührt, da diese über eine zutiefst spirituelle Tradition verfügt und alles nach absoluter innerer Ruhe und äusserer Perfektion strebt. Nichts im Aussen wird dem Zufall überlasssen. Und natürlich die Welt der Samurai und Ninja!
Es ist eigentlich nur die logische Konsequenz, dass mich das Japan, welches wir antreffen, dann doch ein bisschen enttäuschen muss. Zu grandios erschien es mir in meiner Vision.
Nach unserer Ankunft am Flughafen gilt es erst mal einen Marathon an Formularen auszufüllen. Aber alles ist hier organisiert und den Einreisenden stehen viele geduldige Helfer zur Verfügung, welche uns sicher durch den Formulardschungel geleiten. So steigen wir bald ins Taxi um zu unserem Hotel zu gelangen. Bisher sind wir in jedem Land in Asien mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel. Für die Fahrt von ca. 30 Minuten will der Fahrer in Tokio aber umgerechnet 200 Euro. Wir sind schockiert und wagen uns ins U-Bahn System. Vorher essen wir noch einen kleinen Snack und begegnen den ersten elektronischen Bedienungen. Sie sprechen aber nur japanisch. Die U-Bahn in Tokio ist einerseits gigantisch aber sehr logisch aufgebaut und mittlerweile sind die meisten Stationen auch auf englisch angeschrieben. Zudem sind die Japaner ausserordentlich hilfsbereit. Sobald sie merken, dass wir hilflos aus der Wäsche schauen, sprechen sie uns an und begleiten uns ein Stück weit, um uns den richtigen Weg zu zeigen.
Später kommt es oft vor, dass wildfremde Menschen unseren Kindern Geschenke machen. Wenn es regnet haben alle Japaner einen Regenschirm. Sofort wird uns einer angeboten. Ansonsten sind die Japaner aber sehr zurückhaltend.
Es würde hier auch niemandem in den Sinn kommen, sich an einer Schlange vorzudrängen oder sonst negativ aufzufallen und obwohl es viele Menschen gibt, ist alles sehr geordnet und wirkt überhaupt nicht hektisch.
An öffentlichen Plätzen oder in der Bahn wird nicht gegessen oder getrunken.
Die Unterkünfte in Japan sind meistens winzig. Das Bad oft etwa 3qm. Dafür aber perfekt konzipiert und mit vielen Annehmlichkeiten ausgestattet. Und die Matratzen und decken sind von bester Qualität. Nirgends schlafen wir so wohl.
Es ist zum ersten Mal auf unserer Reise ziemlich kühl und es regnet auch ab und zu. Das hält uns natürlich nicht davon ab die Strassen Tokios zu erkunden. Die ganze Stadt und auch das U-Bahn System ist Kreisförmig aufgebaut mit dem Kaiserpalast ist der Mitte. Es gibt verschiedene Viertel, die durch ihre faszinierende Architektur und die Vermischung zwischen Moderne und Vergangenheit einfach begeistern und mit der U-Bahn super zu erreichen sind. Überall gibt es Automaten mit Getränken (fast alle ohne Zucker!) und Essbarem, was wir so noch nie gesehen haben.
Obwohl wir dachten, Essen in Japan ist sicher grossartig, ist es gar nicht so leicht für uns. Entweder ist es sehr teuer in einem traditionellen Restaurant, oder es hat keinen Platz für Familien, oder es ist nicht leicht zu bestellen, oder es schmeckt uns einfach nicht. Fast alles ist nur auf japanisch angeschrieben. Das hätten wir so nicht erwartet und sind ein bisschen enttäuscht. Wir essen am besten in Ramenrestaurants (Nudelsuppen) oder in indischen Restaurants. Das Sushi, das wir finden, ist dann natürlich nicht so verwestlicht wie bei uns. Es ist einfach Reis, roher Fisch oder Meerestiere, (die Sorten erkennen wir nicht) und Ingwer mit Wasabi. Natürlich klasse aber nicht so wie wir es uns vorgestellt hatten. Und die Kinder sind natürlich auch nicht begeistert. In der traditionellen Küche auf Japan wird auf die Verwendung von Gewürzen weitestgehend verzichtet und viel Wert auf die frische Verwendung der Zutaten gelegt. Das ist unser westlichen Gaumen nicht mehr gewohnt.
In den Vierteln ausserhalb des Zentrums gibt es, wie in der Schweiz, viele kleinere Bäckereien, mit vielen Köstlichkeiten und bald holen wir unser Frühstück immer so.
Tokio, Japan
Tokio gilt als sehr sicher. Kinder können auch spät abends gefahrlos alleine durch die Stadt. Es gibt viel zu entdecken und auf den Strassen ist immer etwas los. Als erstes wollen wir die Pandas sehen und auch verschiedene Museen und Parks. Wir besuchen in fast jeder Stadt das naturhistorische Museum, welche auch für die Jungs ziemlich interessant sind Hier in Tokio ist aber auch noch das teamLab Planets derzeit stationiert. Ein Muss! Faszinierend ist auch ein Spielzeug Museum mit ausschliesslich Holzspielsachen. Hier kommen wir auch mit einem anderen Ehepaar ins Gespräch, welches selber mal in der Schweiz gelebt hat.
Ausserdem gibt es viele Orte, an denen das alte Japan zu erkunden ist und Museen über die Kaiser und ihre Samurais und Ninjas.
Zudem gibt es viel aus unserer Sicht absurdes. Bistros mit Minischweinen (zum Streicheln). Allerlei Tiere zu kaufen oder zu essen. Verrückte Gadgets für den Haushalt oder ausgefallenes Spielzeug und Esswaren. Viele Shows mit Boy- und Girlbands, die im Anime Style oder sehr androgyn herumtanzen. Tausende Mangashops und Pokemonzentren und Karaokebars. Es fällt auch auf, dass in Japan jeder, auch die Kinder, gestylt herumläuft und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Natürlich gibt es auch ein sagenumwobenes Nachtleben aber das erkunden wir nicht. Einmal werden wir von einem Kamerateam angesprochen, Sie wollen wissen woher wir kommen und warum. Und was uns an Japan gefällt und was nicht. Wir sind jedoch längst abgereist, bevor die Sendung ausgestrahlt wird.
Tokio gefällt uns sehr gut und wir haben eine tolle Zeit bis ich auf einmal krank werde und fiebrig. Da ich keine Geduld habe nehme ich Paracetamol zu mir. Jedoch geht es mir danach immer schlechter, ich bekomme Juckreiz am ganzen Körper und sehr hohes Fieber und Nachtschweiss und ich fühle mich so schlecht, dass ich lieber in den Spital gehe. Zudem ist mein Lymphknoten links abnormal geschwollen. Das Spital ist eine ziemliche Tortur, da es Samstag ist und die meisten Praxen geschlossen. Ich warte ein paar Stunden und werde durch eine Dame, die nur zum übersetzen angestellt ist, gut betreut. Nachdem wir uns ein bisschen besser kennen und ein paar Schritte vom Spital entfernt in der Apotheke Medikamente holen, erzählt sie mir auf einmal, wie beschissen das Leben in Japan ist als Frau. So einen Gefühlsausbruch habe ich von einer Japanerin nicht erwartet und sie tut mir sehr leid. Sie erzählt mir vom Rollenbild in Japan und das es sehr schwer ist auszubrechen. Später lese ich mehr darüber und ich denke der gesellschaftliche Druck in diesem Land ist so hoch wie sonst kaum irgendwo.
Ich habe wohl einen allergischen Schock auf das Medikament erlitten. Sie machen ein MRI und Bluttests. Mittlerweile kommen auch Jessy und die Kinder und wir werden mit Blaulicht in ein anderes Spital gebracht, wo ich mit Antihystamin behandelt werde. Es werden mir tausend Fragen gestellt und ich liege lange in einem kleinen Zimmer bis ich wieder entlassen werde. Sie können mir nicht genau sagen, was ich hatte und sie meinen nur, falls es schlimmer wird, soll ich anrufen. Ich bin noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Im Nachhinein denke ich, wie ironisch: ich wollte immer in dieses Land, das eine sehr spirituelle Ausstrahlung auf mich hatte und dann wäre ich da fast gestorben.
Pandas im Ueno-Zoo, Tokio
Wir wollten ursprünglich einen Mietwagen leihen in Japan, merken aber zu spät, dass wir mit unseren Führerscheinen nicht fahren dürfen. Ich lasse mir einen japanischen Ausstellen aber das dauert ein paar Tage. Generell bemerken wir, das spontanes Reisen in Japan nicht so easy ist.
Die Orte die uns am meisten interessieren, sind für uns entweder unbezahlbar, schwer zu erreichen oder komplett ausgebucht. Japan ist sicher eines der Länder, dass einer frühzeitigen Reiseplanung bedarf um keine Überraschungen zu erleben. Zum Beispiel die Gegend um den legendären Vulkan Fuji ist komplett ausgebucht. Oder auch ein traditionelles Onsen Bad oder Hotels im alten japanischen Stil sind für uns unerschwinglich oder besetzt.
Auch ein Sumo Turnier hätten wir gerne gesehen. Aber wenn ich es richtig verstanden haben, finden nur drei bis vier grosse Turniere im Jahr statt.
Ohne Mietwagen entschliessen wir uns dann, mit dem berühmten Shinkansen, dem Superhochgeschwindigkeitszug, weiter nach Osaka und dann nach Kyoto zu reisen. Denn Fuji sehen wir nur von weitem.
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